Cellorazade in der Gundorfer Kirche
Als die Cellisten Sascha Werchau und Christoph Schenker am 2. Juni ihr außergewöhnliches Konzert "Frida Kahlo – eine musikalische Biografie" präsentierten, war die Kirche nur mittelmäßig gut besucht.
Es sollte der krönende Abschluss des Gemeindefestes werden, welches wegen der Wetterkapriolen kurzfristig abgesagt worden war.
Zum Glück vertrauten die interessierten Konzertbesucher auf das Kulturprogramm des "Vereins zur Rettung kirchlicher Baudenkmäler zu Gundorf e.V." und kamen so in den Genuss einer furiosen Stunde.
Beide Künstler erzählten in kurzen, eindrücklichen Texten abwechselnd die Lebensstationen der bekannten mexikanischen Malerin und spielten anschließend darauf bezogene, eigene Kompositionen ( z.B. " Unfall", "Diego", "Zwei Häuser in Mexiko" u.v.m.).
Es begann mit dem "Tag der Toten" und endete mit diesem. Außerdem waren eingespielte Texte aus Fridas Tagebuch zu hören.
Die kraftvolle, fantasiereiche und rhythmisch anspruchsvolle Musik der beiden Celli, welche sich dank elektronischer Technik in Form von Loops zu einem fast orchestralen Hörerlebnis aufbäumte, ließ die Persönlichkeit der Kahlo vor einem inneren Auge entstehen. Man sah förmlich ihre Kraft, ihren Mut und ihre Wut, ihre Sehnsucht nach Liebe und natürlich die intensive Wahrnehmung von Schmerz und Freude.
Viele Beobachtungen musste sie vom Krankenbett aus anstellen.
Es wird heute gerne vergessen, dass früher viele Erkrankungen einfach ausgesessen oder ausgelegen wurden. Dass Frida dank der Malerei diese schweren Zeiten durchgestanden hatte, ist einmal mehr ein Beweis dafür, welche Gottesgabe die Kunst an sich darstellt. Man muß sie nur zu nutzen wissen.
Werchau und Schenker haben dies anhand der Malerin und ihrer eigenen Darbietung hervorragend vermittelt.
Bis auf wenige Zuhörer, welche musikalischen Experimenten nicht viel abgewinnen können, zeigte sich das Publikum hochauf begeistert und dankte dies mit freundlichen Spenden.
Bettina Relke