Ich bin dann mal weg.
So könnte man im ersten Schreck den Monatsspruch für September verstehen.
Das wäre Gottes gutes Recht, sich uns zu entziehen, auch mal Urlaub zu machen.
Aber ist das gemeint?
Gott ist auch in der Ferne. Gott ermahnt mit diesen Worten die Israeliten, die ins Exil verschleppten Israeliten nicht zu vergessen. Gott verliert keinen aus den Augen, egal wie abgelegen er sich freiwillig oder unfreiwillig aufhält. Egal wie weit wir in der Urlaubszeit gereist sind, Gott war dabei! Er war beim Aussteiger, der den Kontakt zur Gesellschaft abgebrochen hat. Beim Gefangenen im geheimen Straflager.
Gott ist Gott. Auch wenn er im Moment vielleicht ferne scheint. Zur Zeit Jeremias gab es offenbar Propheten, die Gottes Wort verdrehten und die Menschen belogen. Sie gaben ihre eigenen Positionen als Gottes Willen aus. Die Katastrophe des Exils bezeichneten sie als Last Gottes. Gott sagt zu Jeremia: Richte ihnen aus, dass ich ihr Tun ganz genau verfolge. Meinst du, es könnte sich jemand so heimlich verbergen, dass ich ihn nicht sehe? Doch ich glaube, die Drohung ist nicht Gottes wichtigstes Anliegen.
Gott ist auch von ferne liebender Gott. Die vertriebenen Israeliten sollen zurückkehren zu ihren Weide plätzen und sich nicht mehr fürchten noch erschrecken noch heimgesucht werden. Auch wenn Gott mir fern scheint, will er mir nah sein, und wünscht sich, dass es mir gut geht. Gottes Ziel ist, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind.
Das sagt uns der Monatsspruch für August aus Psalm 147,3. Die belogenen Israeliten sollen erkennen – nämlich dass jene in der Ferne, die sie abgeschrieben hatten, ihre Brüder und Schwestern sind.
Ich glaube, dass Gott auch die Risse in der Gesellschaft heilen will – damals und heute. Was Gott will, wie er die aktuelle Situation des Volkes Israel sieht, hat Gott Jeremia ziemlich deutlich gesagt. Aber er stellt ihm auch eine ganz grundlegende Frage: Wer hat in Gottes Rat gestanden und sein Wort gehört? Die unausgesprochene Antwort: Keiner. Keiner hat mit Gott zusammengesessen und die Weltgeschichte beraten.
Gleich zweimal fordert Gott: Stellt denen, die sich Propheten nennen, die prüfende Rückfrage: Was sagt Gott dir? Das gilt auch für uns heute: Wir sollen uns immer wieder kritisch gegenseitig und gegen uns selbst am Wort Gottes neu versichern. Im persönlichen Gespräch genauso wie gegenüber den gesellschaftlichen Stimmen, die sich auf Gottes Willen berufen.
Ihre Pfarrerin Sabine Wagner